PODIUM ESSLINGEN
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Joosten Ellée übernimmt Ende 2021 die künstlerische Verantwortung

Ein Text von PODIUM Team

Der Cellist und Kurator Steven Walter hat gemeinsam mit Adrian-Minh Schumacher das PODIUM Esslingen gegründet und zu einer der wichtigsten Institutionen für junge Klassik in Deutschland aufgebaut. Mit der Entscheidung der Trägerstiftung, den jungen Bremer Musiker Joosten Ellée auf die Stelle des künstlerischen Leiters von PODIUM zu berufen, folgt dem Initiator ein Mann mit ähnlichem Gründergeist, aber eigenen Schwerpunkten. Die Leitung in Esslingen wird Ellée im Herbst 2021 übernehmen, das PODIUM Festival 2022 wird das erste von ihm kuratierte sein. Das kommende PODIUM Festival 2021, das vom 22. April – 1. Mai 2021 stattfindet, wird noch von Steven Walter verantwortet, der im kommenden Jahr seine neue Position als Intendant des Beethovenfest Bonn antritt.

„Mit Joosten Ellée“, so Brigitte Russ-Scherer, Vorsitzende des Vorstands der PODIUM Musikstiftung Esslingen, „ist es gelungen eine junge, engagierte und vielversprechende Künstlerpersönlichkeit für PODIUM zu gewinnen, die bestens geeignet ist, die Erfolgsgeschichte von PODIUM Esslingen fortzuschreiben und gleichzeitig neue künstlerische Akzente zu setzen.“ Der Vorstand hat sich einstimmig für den aktuell noch 27jährigen, jungen Musiker als Nachfolger von Steven Walter entschieden. Eine Entscheidung, die auch vom derzeitigen Künstlerischen Leiter Steven Walter begrüßt wird: „Ich freue mich sehr, dass mit Joosten Ellée ein so intelligenter Gestalter, kreativer Kopf und exzellenter Musiker meine Nachfolge bei PODIUM Esslingen übernimmt. Er steht für Kontinuität und für das zentrale PODIUM-Anliegen, neue musikalische Formate zu entwickeln und Talente zu entdecken und zu fördern, und er bringt gleichzeitig mit seinen Netzwerken und seiner Neugierde einen frischen Wind in diese einzigartige Institution.“

Joosten Ellée, geboren 1992 in Leer, Ostfriesland, ist als klassisch ausgebildeter Geiger mit Studium an den Hochschulen Frankfurt und Bremen PODIUM Esslingen seit einigen Jahren verbunden. Mit dem Ensemble CONTINUUM stand er in Esslingen zuletzt beim Projekt „Schlafes Bruder“ auf der Bühne. CONTINUUM experimentiert mit neuen Kompositionen auf Instrumenten der Alten Musik – die Barockgeige eignete Ellée sich an, um dem standardisierten Repertoire der klassischen Orchester auszuweichen. Mittlerweile erschließt er sich das Repertoire der Musikgeschichte selbst, nach eigenen Bedingungen – mit dem von ihm 2015 mitgegründeten Hamburger ensemble reflektor, dessen Konzertmeister und Konzertdramaturg er ist. Das ensemble reflektor experimentiert hinter den Kulissen mit basisdemokratischer Entscheidungsfindung und auf der Bühne mit der Integration von Kunstvermittlung ins Konzerterlebnis. Das Ensemble schließt zeitgenössische klassische Musik mit politischem Anspruch und tradierte klassische Werke von Beethoven kurz und fordert: Mehr Diversität in die Spielpläne!

Auch als Festivalgründer hat Ellée Erfahrung: Das reflektor-Festival „ultraBACH“ fand erstmals 2019 in Lüneburg statt und entwickelte zwischen Clubnacht und groß besetztem Orchester neue Formate, teilweise umgesetzt mit Laienmusiker*innen aus der Stadtgemeinschaft. Darüber hinaus hat er sich zuletzt auch als Komponist hervorgetan: Für den preisgekrönten dystopischen Spielfilm „Live“, der am 10. Dezember 2020 in die Kinos kommt, hat er einen elektronischen Soundtrack geliefert.

Vom elektronischen Rave, dem Ellée als Fan wie Musikproduzent verbunden ist, hat er in den Kosmos der Klassik das Versprechen der Tanzfläche als politischen Raum übernommen: „Als der Konzertsaal im 19. Jahrhundert erfunden wurde, funktionierte er als ein bürgerlicher Ort des Austauschs. Es gibt in der Geschichte der klassischen Musik dieses konfrontative Moment, das heute nur in anderen Kunstrichtungen verortet zu sein scheint. Ich möchte gleichzeitig ein Zurück zu diesen Wurzeln der Musik und eine Seitwärtsbewegung, die die Augen auf ähnliche Elemente in der zeitgenössischen Kunst richtet“, formuliert Joosten Ellée seine Vorstellungen zur kommenden Ausrichtung von PODIUM Esslingen.

Foto: Miki Nagahara